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Fachliches oder ideologisches Problem? – Fracking in Deutschland
Prof. Hans-Joachim Kümpel bei „Markus Lanz“

Veröffentlicht am: // Kategorien: Neuigkeiten

Am 24. November 2022 hatte Markus Lanz Gäste eingeladen, die sich mit der energietechnischen Lage Deutschlands, im Speziellen zum Thema Fracking auseinandersetzten. Neben Geophysiker Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel, dem ehemaligen Präsidenten der BGR und Mitglied in der Akademie für Technikwissenschaften (ACATEC), in RohstoffWissen! e. V. und im BDG, waren Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Petra Pinzler, Journalistin der „Zeit“, geladen.

Prof. Kümpel vertrat vor allem die Ansicht, dass es keine fachliche Grundlage für ein Frackingverbot in Deutschland gebe. Alle vorliegenden Berichte, nicht zuletzt der der Expertenkomission Fracking, seien zu dem Schluss gekommen, dass Fracking keine Risikotechnologie sei. Dieser Bericht sollte als Grundlage für eine Entscheidung des Bundestages im Jahre 2021 dienen, die noch immer aussteht.

Kümpel fasste die wichtigsten Punkte der Entstehung des Frackingverbotes wie folgt zusammen: Nach dem Regierungswechsel zur Großen Koalition unter Merkel 2013 sei die Zuständigkeit für das Frackinggesetz vom Wirtschaftsministerium an das Umweltministerium unter Barbara Hendricks übertragen worden. Diese habe, unter dem Eindruck von Berichterstattung wie dem Film „Gasland“ die fachliche Meinung pro Fracking unterminiert, so dass diese nicht mehr in einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Parallel habe sich durch die Planung von Nordstream 2, die in den gleichen Zeitraum fiel, die Abhängigkeit von russischem Erdgas von 33% signifikant auf über 50% erhöht.  Diese Situation führte 2016/2017 zum Verbot des Frackings, ohne dass die Fachseite gehört wurde.

Durch einen Seitenhieb, die BGR und damit die fachliche Meinung zum Fracking sei durch finanziellen Lobbyismus aus der Wirtschaft beeinflusst, diskreditierte sich Zeit-Korrespondentin Petra Pinzler als an einer sachgerechten Diskussion nicht interessiert.

Ministerpräsident Weil beschrieb seine Verwunderung über die Hinweise von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in Richtung Niedersachsens, dort ideologiefrei Erdgas zu fördern. Er habe bei einer Fahrt durch Bayern kein einziges Windrad gesehen. Er äußerte auch Bedenken, dass sich sofort Bürgerinitiativen gründen würden, wenn man nur das Wort Fracking in den Mund nähme. Kurzfristig sei beim Fracking keine Lösung zu erwarten und langfristig wolle man andere Lösungen.

In der weiteren Diskussion bildeten Pinzler und Weil eine interessante Bedenkenträger-Allianz, die neben dem Zeitargument auch die Karte zog, dass man Geld nicht in eine Vergangenheitstechnik investieren dürfe. Sie ließen dabei außeracht, dass man in Deutschland durch das Frackingverbot bereits sieben Jahre Zeit verstreichen lassen hat.

Kümpel führte dagegen an, dass die CO2-Emissionen des aus Übersee angelieferten Flüssiggases (LNG) deutlich höher seien, als des in Deutschland produzierten. Der Vorschlag Kümpels, die Frackingbohrungen in der Folge für die Gewinnung geothermaler Energie zu nutzen, stieß bei Ministerpräsident Weil auf positives Echo.

Denn auch Niedersachsen hat in Sachen Energiewende noch Luft nach oben: Im ersten Halbjahr 2022 wurden 131 Windkraftanlagen genehmigt, aber nur 25 gingen in Betrieb und sechs wurden stillgelegt. Die Energiewende sei seit 2017 durch die wechselnden Bundesregierungen „zu Tode bürokratisiert“ worden, so Weil. Niedersachsen will bis 2040 klimaneutral werden.

Das Video ist in der ZDF-Mediathek bis zum 24.11.2023 verfügbar.

www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/