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Positionen zu einer nachhaltigen Rohstoffstrategie Deutschlands
Diskussionspapier der Fachgruppe Rohstoffe von Scientists for Future (S4F)

Veröffentlicht am: // Kategorien: Neuigkeiten

Ohne mineralische Rohstoffe ist der Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft Deutschlands nicht umsetzbar. Kritische Rohstoffe spielen eine zentrale Rolle; so erfordern beispielsweise Erneuerbare Energien einen deutlich höheren Einsatz von Metallen pro erzeugter Energieeinheit als konventionelle Kraftwerke. Der Bedarf an kritischen Rohstoffen wird daher in Deutschland angesichts der notwendigen Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft drastisch ansteigen. Darauf weist die Fachgruppe Rohstoffe der Scientists for Future (S4F) in einem Diskussionspapier hin und benennt vier Fokuspunkte für einen nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen.

Erstens muss der Verbrauch von Primärrohstoffen reduziert werden. Ein wesentlicher Beitrag hierzu kann durch eine Verpflichtung der Konsumgüter- und Verpackungsindustrie erreicht werden, Produkte und Verpackungen auf den Markt zu bringen, welche nicht aus fossilen Kohlenwasserstoffen hergestellt sind. Ressourcenschonend ist dabei auch, wenn die Beste Verfügbare Technik (BVT) unter Berücksichtigung der Lebensdauer und des gesamten Produktzyklus zur Güterabwägung verwendet wird. „Industrielles Recycling und Urban Mining bieten ein hohes Potenzial an Einsparung von Primärrohstoffen. Industriefördermaßnahmen könnten die Wirtschaft maßgeblich dabei unterstützen, diese Sekundärrohstofflager durch konsequentes Recycling intensiver als bisher zu nutzen“, so Frauke Ganswind, Leitautorin des Papiers.

Recycling allein kann den Rohstoffbedarf in zahlreichen Bereichen allerdings nicht decken. Von den 1,1 Milliarden Tonnen mineralischer Rohstoffe, die in Deutschland jährlich verbraucht werden, wird lediglich die Hälfte in Deutschland abgebaut. Der Großteil der Rohstoffe wird derzeit importiert. Um jedoch die inländische Versorgung mit Primärrohstoffen – speziell mit den für die Energiewende notwendigen kritischen Rohstoffen – zu sichern, ist die Förderung der heimischen Rohstoffgewinnung unerlässlich. Darin liegt der zweite Fokuspunkt des Papiers. Die Förderung des innereuropäischen Rohstoffabbaus hat neben Umweltaspekten auch sozialpolitische Aspekte: „Die in Deutschland und Europa geltenden Umweltstandards ermöglichen einen sozial- und umweltverträglicheren Abbau als außerhalb Europas; in weiten Teilen der rohstoffliefernden Länder werden entsprechende Standards weder politisch gefordert, geschweige denn umgesetzt“, erklärt S4F-Mitglied und Co-Autor Michael Neumann. Gerade bei den für die Energiewende zentral wichtigen Metallen müssten Deutschland und Europa ihr vorhandenes Potential überprüfen und nutzen.

Die Nutzung mineralischer Stoffe kann jedoch niemals nachhaltig sein; sie werden in geologischen Zeiträumen gebildet, der Mensch nutzt sie in wenigen Jahrhunderten. Daher ist im Rahmen einer nachhaltigen Rohstoffstrategie ein weiterer Fokus auf die Förderung von verantwortlichem Bergbau zu legen. Eine entsprechende Maßnahme dazu besteht in der Entwicklung und Implementierung eines weltweiten Zertifizierungsprogramms, das eine nachhaltige Gewinnung von Rohstoffen sicherstellt. Der Geologe Chris Masurenko erläutert: „Eine solche Zertifizierung würde Unternehmen sowie Abnehmern ermöglichen, die Sozial- und Umweltverträglichkeit von Bergbauprojekten transparent zu bewerten; sie würde ein wichtiges Kontrollinstrument darstellen.“

Angesichts der ausgeschöpften stofflichen planetaren Grenzen nennt das Papier als vierten Fokuspunkt die Förderung von Erforschung und Einsatz von Ersatzstoffen für mineralische Rohstoffe mit knapper Vorratslage sowie die Erhöhung von Recyclingquoten unter wirtschaftlichen und emissionsarmen Bedingungen.

Der vollständige Text des Papiers „Positionen zu einer nachhaltigen Rohstoffstrategie Deutschlands“ findet sich hier: https://zenodo.org/record/5768187

Ansprechpartner:innen:

Frauke Ganswind, S4F; E-Mail: ganswind@geoberuf.de

Dr. Mike Neumann, S4F; E-Mail: neumann@geoberuf.de, Tel.: 0171 654 906

Scientists For Future (S4F) ist ein überparteilicher und überinstitutioneller Zusammenschluss von Wissenschaftler:innen, die sich für eine nachhaltige Zukunft engagieren. Scientists for Future bringt als Graswurzelbewegung den aktuellen Stand der Wissenschaft in wissenschaftlich fundierter und verständlicher Form aktiv in die gesellschaftliche Debatte um Nachhaltigkeit und Zukunftssicherung ein. Mehr Informationen unter: https://de.scientists4future.org/